Beratung und Unterstützungsangebote
„Alles, was hilft die seelische und körperliche Gesundheit zu stärken und die Anforderungen des Alltags zu bewältigen.“
Ziele:
- Stärkung des Selbstbewusstseins, des Selbstvertrauens und der sozialen und persönlichen Kompetenzen mittels einer ressourcenorientierten Beratung für Alltag, Freizeit und Beruf
- Stärkung und Befähigung zur Wahrnehmung und Durchsetzung von Rechten und zustehenden Leistungen
- individuelle Stabilisierung durch traumapädagogische Einzel- und Gruppenangebote
- (Begleitete) Weitervermittlung an weiterführende Hilfen verschiedenster Fachbereiche
- Sensibilisierung von Fachkräften des Sozial- und Gesundheitsbereiches für die Problemstellung der Menschen mit Heimerfahrung, ein besonderes Augenmerk gilt dem Senioren- und Pflegebereich
In der Regel gilt es Unterstützung im Alltag zu leisten, z.B. wenn Menschen mit Heimerfahrung durch ihre geringen Qualifikationen, durch körperliche und seelische Einschränkungen im Hier und Jetzt hilflos sind und Zwang und Benachteiligung erfahren: Häufig berichten Betroffene von ihrer Angst und Hilflosigkeit vor Behörden, allen voran den Jobcentern, durch die sie unter dem Slogan „Fördern und Fordern“ u.a. zu Maßnahmen verpflichtet werden, die keine Perspektive eröffnen, oder durch die sie in die EU-Rente gedrängt werden. Hilfe im Umgang mit Behörden, Beratungen, Begleitungen und geeignete Formate der Selbsthilfe, wie z.B. Workshops zu den eigenen Rechten und Pflichten, könnten Möglichkeiten sein, diese Menschen in der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer Rechte zu befähigen und zu stärken. [1] Hilfreich wäre darüber hinaus die Erstellung eines Wegweisers zu niedrigschwelligen Hilfen (Kostenlos-Läden, Tausch-Börsen, Tafeln etc.), der vor allem jenen Menschen, die von existentieller Armut betroffen sind, helfen kann, ihre Alltagsnöte selbstständig zu lindern. Jede Möglichkeit der Selbsthilfe – so unkonventionell sie auch sein mag -, die dazu beitragen kann, die individuelle Abhängigkeit (von Behörden, Partnerschaften etc.) zu verringern, kann Selbstbestimmung stärken.
Die Zugänge zu diesen Hilfen müssen unterstützt und ggf. begleitet werden, um eine Stärkung der Problem- und Selbsthilfekompetenz im weitesten Sinne zu ermöglichen. Dort, wo die Erlebnisse im Heim zu massiven Einschränkungen und einer erlernten Hilflosigkeit geführt haben, können die (begleitete) Vermittlung in weiterführende Hilfen und Beratungsangebote erste Schritte sein, die jahrelang verstetigten Probleme in Angriff zu nehmen. Besonders Menschen mit institutioneller Willkürerfahrung, die durch das klassische Schreibtischsetting eher abgeschreckt werden, benötigen Angebote der Begleitung mit folgenden Qualitäten:
- Weitervermittlung nur nach vertrauensvoller und zuverlässiger Absprache
- systematische Erfassung und Auswertung von Erfahrungen zur Verbesserung der Vermittlungsqualität
- Vermittlung an Einrichtungen mit bereits vorliegenden positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit oder mit vorheriger Sensibilisierung für die aktuelle Situation des Menschen mit Heimerfahrung
Darüber hinaus wünschen sich einige Betroffene Kurse
und Gruppenangebote zu Gesundheit (insbesondere zu persönlicher Stabilisierung),
gesunder Ernährung, gesundem Kochen und Backen –
[1] z.B. „Welche Rechte habe ich in Hartz-IV?“ „Wie schreibe ich einen Widerspruch?“ „Darf mich das Amt in die EU-Rente drängen?“, „Wie wehre ich mich gegen Sanktionierungen?“, „Wo finde ich kompetente, unabhängige Unterstützung?“
dadurch ergeben sich Möglichkeiten die soziale Komponente des Essens (wieder) positiv zu erfahren. Ein wichtiges Thema stellen die Ängste zahlreicher Betroffener vor erneutem Ausgeliefertsein gegenüber Behörden und Institutionen dar. Dies betrifft die Angst vor Pflegebedürftigkeit, aber auch die mit zunehmendem Alter gehäuften Krankenhausaufenthalte. Ein wesentlicher Bereich indirekter Hilfe und Interessenvertretung stellt daher die Sensibilisierung von Pflegenetzwerken, Senioren- und Pflegeeinrichtungen dar.
Das Thema „Alter und Heimerfahrung“ sollte – wie schon von der erweiterte Fachbeiratssitzung 2016 empfohlen – mit Nachdruck und im Sinne einer Interessenvertretung verfolgt werden.
Die Chancen von Menschen mit Heimerfahrung aus der jüngeren Generation, wie z.B. die sogenannten „Careleaver“, sollen verbessert werden um z.B. den Übergang in die Selbständigkeit nach der Entlassung aus stationären Einrichtungen gut zu schaffen.
Hier gilt es zunächst, strukturelle Versorgungslücken und unklare Zuständigkeiten im Bereich Verselbständigung und Übergängezu identifizieren, um sie zügig schließen zu können und damit das zu vermeiden, was sich für viele ältere Betroffene durch ihr gesamtes Leben zieht: geringe Qualifikationen, prekäre Arbeitsverhältnisse und schließlich – unvermeidlich – die Altersarmut.
Ergänzende Selbsthilfestrukturen, wie peer-to-peer-Beratungen, möglicherweise sogar gegenseitige Unterstützungsnetzwerke zwischen jüngeren und älteren Menschen mit Heimerfahrung, können – soweit die Bereitschaft und das Interesse der Betroffenen vorhanden ist – in einem dauerhaften Projekt nachhaltig gefördert und gestärkt werden.